Schülerinnen
und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums befassten
sich zu Projektbeginn eingehend mit der Geschichte des Ortes, seiner
ehemaligen und heutigen Bewohner. Dabei nutzten sie vor allem Interviews
aus dem Videoarchiv "Die Frauen von Ravensbrück".
Außerdem entstanden erste Aufnahmen und Interviews in der
Gedenkstätte Ravensbrück und mit der Dokumentarfilmerin
Loretta Walz, deren Interviews mit Lidicer Frauen sie zur Einarbeitung
genutzt hatten. Gemeinsam mit Mitgliedern des Waidak Media e.V fuhr
das Filmteam Ende Mai 2013 zu Dreharbeiten nach Tschechien. Dort
interviewten sie die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Milada Cábová,
Marie Šupíková und Pavel Horešovský,
die die Dorfzerstörung miterlebt und ihre Folgen erlitten haben,
die Bürgermeisterin von Lidice und den Leiter der Gedenkstätte.
Außerdem wurden weitere Dreharbeiten vor Ort durchgeführt.
Das inhaltliche
Fundament bilden die Interviews mit den Zeitzeugen aus Lidice, die
die Zerstörung des Dorfes als Jugendliche, als junges Mädchen
und als Neugeborenes überlebten. Milada Cábová
kam als junge Frau in das KZ Ravensbrück, Marie Šupíková
wurde nach Polen deportiert, zur „Germanisierung“ ausgewählt
und verlor, nach der Adoption durch eine deutsche Familie sowohl
ihren Namen als auch ihre eigene Muttersprache. Pavel Horešovský
wurde unmittelbar nach seiner Geburt von der Mutter getrennt und
verbrachte die Kriegsjahre in einem schlecht versorgten Kinderkrankenaus.
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Sie
alle haben haben den größten Teil ihrer Familie durch
diese Gräueltat der Nazis verloren - und sie alle kehrten an
ihren alten, neuen Heimatort zurück, leben in direkter Nachbarschaft
zu jenem ausgelöschten Ort, auf dem u.a. das Grab der Männer
von Lidice liegt.
Sie erzählen davon, wie schwierig es war, weiterzuleben, der
Familie und der eigenen Wurzeln beraubt, wie sie langsam wieder
Fuss fassten im neuen Lidice, in dem jedem der Überlebenden
ein eigenes Haus übereignet wurde. Wie der Ort wahrgenommen
wurde vor und nach der samtenen Revolution in Tschechien. Wie es
sich lebt in einem Ort, der unausweichlich mit dieser Vernichtungsaktion
in Verbindung gebracht wird, der ein nationales Mahnmal ist - und
in dem man trotzdem ein gutes, normales Leben führen will.
Zur Sprache
kommt auch das heutige Verhältnis zu Deutschland, wie lange
man keinen Deutschen mehr sehen und kein Deutsch mehr hören
wollte, wie lange es dauerte, bis sehr bescheidene Entschädigungszahlungen
erfolgten, wie wichtig der Besuch von Bundespräsident Gauck
im Jahr 2012 war - und das man, selbst wenn man die Tragödie
nicht vergessen kann und will, nicht mit Hass im Herzen weiterleben
kann. Eben diese Einstellung zeigte sich auch im herzlichen Umgang
mit dem Filmteam der Schüler, welches in eigenen Interviews
ebenfalls zu Wort kommt und von seinen Eindrücken und Emotionen
während der Projektarbeit und den Begegnungen mit den Zeitzeugen
erzählt.
Das Ergebnis
ist ein bewegender Film, der die verschiedenen Lebenswege der Zeitzeugen
verbindet und zugleich das heutige Lidice beleuchtet, ein Dorf mit
seiner ganz eigenen, speziellen Topographie und Geschichte. |