LIDICE - 2 Dörfer 1 Ort

ein Film des Waidak Media e.V. mit Schülern des GMOSZ Zehdenick
90 min. / D 2013-2014 / © 2014 Waidak Media e.V.


SYNOPSIS
Am 10. Juni 1942 wurde das tschechische Dorf Lidice im Zuge einer Vergeltungsaktion für das Attentat auf Reinhard Heydrich von deutschen Truppen vollständig zerstört. Sämtliche männlichen Einwohner über 15 Jahre wurden erschossen, die Frauen wurden in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert.
Die meisten der jüngeren Kinder wurden ebenfalls getötet, einige wenige wurden nach Polen verschleppt um sie zu „germanisieren“. Der ursprüngliche Ort, das zerstörte Lidice ist heute ein Mahnmal. Das zweite, heutige Lidice wurde neben dem Areal des ursprünglichen Ortes wieder aufgebaut.

Schülerinnen und Schüler des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums befassten sich zu Projektbeginn eingehend mit der Geschichte des Ortes, seiner ehemaligen und heutigen Bewohner. Dabei nutzten sie vor allem Interviews aus dem Videoarchiv "Die Frauen von Ravensbrück". Außerdem entstanden erste Aufnahmen und Interviews in der Gedenkstätte Ravensbrück und mit der Dokumentarfilmerin Loretta Walz, deren Interviews mit Lidicer Frauen sie zur Einarbeitung genutzt hatten. Gemeinsam mit Mitgliedern des Waidak Media e.V fuhr das Filmteam Ende Mai 2013 zu Dreharbeiten nach Tschechien. Dort interviewten sie die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Milada Cábová, Marie Šupíková und Pavel Horešovský, die die Dorfzerstörung miterlebt und ihre Folgen erlitten haben, die Bürgermeisterin von Lidice und den Leiter der Gedenkstätte. Außerdem wurden weitere Dreharbeiten vor Ort durchgeführt.

Das inhaltliche Fundament bilden die Interviews mit den Zeitzeugen aus Lidice, die die Zerstörung des Dorfes als Jugendliche, als junges Mädchen und als Neugeborenes überlebten. Milada Cábová kam als junge Frau in das KZ Ravensbrück, Marie Šupíková wurde nach Polen deportiert, zur „Germanisierung“ ausgewählt und verlor, nach der Adoption durch eine deutsche Familie sowohl ihren Namen als auch ihre eigene Muttersprache. Pavel Horešovský wurde unmittelbar nach seiner Geburt von der Mutter getrennt und verbrachte die Kriegsjahre in einem schlecht versorgten Kinderkrankenaus.


Standbild aus dem Film mit der Zeitzeugin Marie Šupíková

Sie alle haben haben den größten Teil ihrer Familie durch diese Gräueltat der Nazis verloren - und sie alle kehrten an ihren alten, neuen Heimatort zurück, leben in direkter Nachbarschaft zu jenem ausgelöschten Ort, auf dem u.a. das Grab der Männer von Lidice liegt.
Sie erzählen davon, wie schwierig es war, weiterzuleben, der Familie und der eigenen Wurzeln beraubt, wie sie langsam wieder Fuss fassten im neuen Lidice, in dem jedem der Überlebenden ein eigenes Haus übereignet wurde. Wie der Ort wahrgenommen wurde vor und nach der samtenen Revolution in Tschechien. Wie es sich lebt in einem Ort, der unausweichlich mit dieser Vernichtungsaktion in Verbindung gebracht wird, der ein nationales Mahnmal ist - und in dem man trotzdem ein gutes, normales Leben führen will.

Zur Sprache kommt auch das heutige Verhältnis zu Deutschland, wie lange man keinen Deutschen mehr sehen und kein Deutsch mehr hören wollte, wie lange es dauerte, bis sehr bescheidene Entschädigungszahlungen erfolgten, wie wichtig der Besuch von Bundespräsident Gauck im Jahr 2012 war - und das man, selbst wenn man die Tragödie nicht vergessen kann und will, nicht mit Hass im Herzen weiterleben kann. Eben diese Einstellung zeigte sich auch im herzlichen Umgang mit dem Filmteam der Schüler, welches in eigenen Interviews ebenfalls zu Wort kommt und von seinen Eindrücken und Emotionen während der Projektarbeit und den Begegnungen mit den Zeitzeugen erzählt.

Das Ergebnis ist ein bewegender Film, der die verschiedenen Lebenswege der Zeitzeugen verbindet und zugleich das heutige Lidice beleuchtet, ein Dorf mit seiner ganz eigenen, speziellen Topographie und Geschichte.

 
Zum Film:
LIDICE - 2 Dörfer 1 Ort

Credits
Buch, Schnitt, Kamera Knut Gerwers
Projektleitung & Medienpädagogik Gerda Klingenböck
Fachliche Begleitung Loretta Walz
Geschäftsführung Karin Redlich
Dolmetschen & Untertitel Kathrin Janka
Musik Hilary Jeffrey / LYSN
Das Schüler-Filmteam Richard Schulz / Sarah Ehlert / Rene Klein / Vanessa Steinberg / Christin Johanning / Stefan Ropinski / Sabine Pohland / Kevin Weber / Sophia Ueberle / Susanne Knoll / Maike Wien / Julia Wosnitza / Lydia Feyer / Patricia Gödde / Carolin Pahlow / Christiane Rotter / Janine Schwarz / Susanne Jungblut / Yvonne Scharnow / Caroline Liese / Josephine Brach / Stefanie Schmidt / Philipp Schnell / Jennifer Wilke
Begleitende Pädagogin Susann Kischkies (GMOSZ)
   
Produktion Waidak Media e.V.
Förderung Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg / Stiftung Jugendmarke / Georg-Mendheim-Oberstufenzentrum / Landkreis Oberhavel
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